ADIEU KORKSCHMECKER: AMORIM ERKLÄRT TCA-PROBLEM FÜR GELÖST

Dank dem in eigener Regie entwickelten NDtech-Verfahren kann Weltmarktleader Amorim ab sofort TCA-freie Naturkorken anbieten. Beim Kontrollprozedere wird jeder einzelne Korken mittels einer neuartigen Schnellchromatographie-Technik geprüft. Ganz gratis ist die revolutionäre Prüfmethode für die Winzer allerdings nicht.
Vier Nanogramm Trichloranisol (TCA) pro Liter ist ungefähr jene Dosis, bei welcher der sensorisch durchschnittlich sensible Weinliebhaber einen muffigen Korkgeschmack im Wein erkennen kann. Profis, die täglich Wein verkosten, können hingegen einen Korkschmecker schon bei einer TCA-Belastung von rund zwei Nanogramm pro Liter feststellen. Nun verspricht die Amorim-Gruppe, dass Naturkorken, die mit dem neuen NDtechVerfahren kontrolliert worden sind, garantiert mit weniger als 0.5 Nanogramm TCA pro Liter belastet sind - ein Wert. der weit unterhalb der menschlichen Erkennungsschwelle liegt. Tests durch die Hochschule Geisenheim und The Australian Wine Research Institute sollen dies bestätigen. Damit kann der weltweit führende Korkhersteller erstmals Naturkorken anbieten, die garantiert TCA-frei sind. Die Amorim-Gruppe hat rund zehn Millionen Euro in das neue Prüfverfahren investiert. Es basiert auf einer neuartigen Schnellchromatographie-Technik. die Amorim seit 2008 zusammen mit einer Spezialfirma im englischen Cambridge entwickelt hat. Gegenwärtig sind im Amorim-Werk im nordportugiesischen Santa Maria de Lamas bereits zehn der neuen Analysegeräte im Einsatz. Jedes Gerät benötigt rund 18 Sekunden, um einen einzelnen Korken zu prüfen. Weist ein Naturkorken eine höhere TCA-Belastung als 0.5 Nanogramm pro Liter auf, wird er automatisch eliminiert.
Nachhaltiges Ökosystem
Das neue Verfahren wird den Kunden als optionale Dienstleistung angeboten. Die Kontrolle von 1.000 Korken kostet ca. 180 Euro. Amorim geht davon aus, dass die Korken für alle Superpremium-Weine künftig mit NDtech geprüft werden. Damit können vor allem bei prestigeträchtigen und entsprechend teuren Weinen künftig selbst versteckte Korkschmecker ausgeschlossen werden. Oder fast. Denn TCA oder ähnlich riechende Stoffe können im Extremfall auch Weinfilter. Holzpaletten, Karton oder Kunststoffverpackungen befallen. Doch für Prestigekellereien, die um diese Gefahren wissen und Präventivmassnahmen eingeführt haben, könnte NDtech der entscheidende Schlüssel dafür sein, damit Fehltöne durch TCA im Wein endgültig eliminiert werden können. Für die Amori.rn-Gruppe ist das im Januar 2016 eingeführte Verfahren der entscheidende Schritt, um den Naturkorken als bestmöglichen Weinverschluss endgültig zu rehabilitieren.
Ohne Zweifel steht hinter dem Werkstoff Kork ein nachhaltiges und schützenswertes Ökosystem. Die sogenannten Dehesas, also die beweideten Eichenhaine im Mittelmeerraum, besonders in Portugal und Spanien, könnten kaum mehr in heutiger Form bewirtschaftet werden, wenn die Weinbranche als Abnehmer wegfiele. Der WWF geht davon aus, dass heute im südlichen Europa mindestens 100.000 Menschen direkt von der Korkgewinnung leben. Zudem gelten die Korkeichenwälder mit ihrer Artenvielfalt als Vorbild in Sachen Biodiversität. Und die Korkgewinnung gilt für die involvierten Bauern als eine der lukrativsten landwirtschaftlichen Arbeiten weltweit. Die Lancierung der garantiert TCA freien Naturkorken soll dazu beitragen, den Erhalt dieses wertvollen Ökosystems langfristig zu sichern.
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